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Wald-Kita: Sicherheit und Gesundheit für die Kleinen im Grünen

Der Wald als Kindergarten? Was für viele zunächst abenteuerlich klingt, ist ein wachsender Trend. Wald-Kitas bieten Kindern nicht nur eine intensive Nähe zur Natur, sondern auch eine besondere Förderung ihrer motorischen, sozialen und kreativen Fähigkeiten. Doch wie steht es um die Sicherheit und Gesundheit der Kinder, die ihre Tage unter freiem Himmel verbringen? Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) widmet sich in ihrer Infoschrift “DGUV Information 202-074 Mit Kindern im Wald” dieser Frage und zeigt, wie Erzieher und Eltern für einen sicheren Alltag im Wald sorgen können.

Die Natur als Lernraum: Chancen und Herausforderungen

Wald-Kitas setzen auf das Konzept, Kinder weitgehend im Freien spielen und lernen zu lassen. Dies bietet zahlreiche Vorteile: Bewegung an der frischen Luft, eine stärkere Verbindung zur Natur und weniger Zeit in geschlossenen Räumen. Die Kinder entwickeln ein besseres Körpergefühl und lernen, Risiken eigenständig einzuschätzen – eine Fähigkeit, die sie auch im späteren Leben stärkt. Doch die Besonderheit des Waldalltags bringt auch Herausforderungen in puncto Sicherheit und Gesundheit mit sich.

An Wald-Kitas werden besondere Anforderungen gestellt, die über die üblichen Regelungen für Kindergärten hinausgehen. Der Schutz der Kinder vor Verletzungen oder gesundheitlichen Risiken im Wald steht an erster Stelle.

Gefährdungsbeurteilung: Der erste Schritt zur Sicherheit

In der Wald-Kita spielt die Gefährdungsbeurteilung eine zentrale Rolle. Neben diesem übergeordneten zentralen Element verlangt das natürliche Umfeld aber auch regelmäßige Maßnahmen: Bevor Kinder in den Wald gehen, wird z.B. das Gelände von den Erzieherinnen und Erziehern auf potenzielle Gefahren überprüft. Lose Äste, Abhänge, Wasserstellen und giftige Pflanzen müssen identifiziert und gesichert werden. Wir empfehlen, diese Prüfungen regelmäßig durchzuführen, da sich der Wald stetig verändert und neue Risiken entstehen können, etwa durch herabfallende Äste nach einem Sturm.

Zusätzlich zur täglichen Begehung des Geländes sollten Erzieherinnen und Erzieher über grundlegendes Wissen zu den im Wald vorkommenden Pflanzen und Tieren verfügen. So können potenzielle Gefahrenquellen wie giftige Pflanzenarten oder Insekten, die allergische Reaktionen hervorrufen könnten, frühzeitig erkannt werden. Auch die Nutzung bestimmter Bereiche des Waldes kann an Jahreszeiten gebunden sein, um den Schutz vor extremen Witterungsbedingungen zu gewährleisten.

Die Rolle des pädagogischen Personals: Ausgebildet für den Ernstfall

Die Erzieherinnen und Erzieher in einer Wald-Kita haben eine besondere Verantwortung. Die DGUV betont die Notwendigkeit spezifischer Schulungen für das Personal, die weit über die übliche Ausbildung hinausgehen. Neben den üblichen Kenntnissen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen, müssen die Erzieher auch geschult sein, um Notsituationen in der Natur schnell und sicher zu bewältigen. Sinnvoll sind z.B. Schulungen zu den Themen Wetter- und Klimaschutz, Erste Hilfe bei Insektenstichen oder der Behandlung von Schürfwunden und Verletzungen durch Kletterunfälle.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Entwickeln eines Risikobewusstseins bei den Kindern. Die Erzieher führen die Kinder behutsam an die Waldumgebung heran und erklären, worauf sie achten müssen – sei es beim Klettern auf Bäume oder beim Sammeln von Naturmaterialien. Diese “Lerneinheiten” sind fest im Alltag verankert und sollen den Kindern helfen, sich selbst zu schützen.

Gesundheit im Wald: Stärkung des Immunsystems und Schutz vor extremen Bedingungen

Kinder in Wald-Kitas sind seltener krank, weil sie durch den regelmäßigen Aufenthalt im Freien ein robustes Immunsystem entwickeln. Die DGUV sieht diesen gesundheitlichen Aspekt als einen der größten Vorteile des Waldkonzepts. Gleichzeitig müssen jedoch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Da sich das Wetter draußen schnell ändern kann, sollte jedes Kind wetterfeste Kleidung, festes Schuhwerk und bei Bedarf einen Sonnenschutz tragen.

Bei starken Stürmen oder extremer Hitze empfiehlt die DGUV, den Aufenthalt im Wald zu vermeiden und auf geschützte Innenräume auszuweichen. Ebenso wird an heißen Sommertagen auf ausreichend Schattenplätze und eine gute Wasserversorgung geachtet. Diese einfachen Maßnahmen schützen die Kinder vor den Risiken, die ein wechselhaftes Klima mit sich bringen kann.

Risikokompetenz als Lernziel: Kinder lernen durch Erfahrungen

Eines der Kernelemente des Wald-Kita-Konzepts ist das eigenständige Erleben von Risiken. Das in diesem Zusammenhang als Risikokompetenz beschriebene Konzept, bezeichnet die Fähigkeit Gefahren bewusst zu erkennen und richtig einzuschätzen. Kinder in der Wald-Kita lernen dies durch Erfahrungen: Beim Erkunden von kleinen Abhängen entwickeln sie Selbstvertrauen und ein Gefühl für ihre eigenen Grenzen.

Kleine Verletzungen gehören in einem sicheren Rahmen dazu und ermöglichen den Kindern, ihre körperlichen Fähigkeiten besser kennenzulernen. Für die Erzieher ist dies eine Gratwanderung, denn sie müssen die Kinder ermutigen, sich zu trauen, ohne sie in unsichere Situationen zu bringen. Durch das bewusste Begleiten dieses Prozesses fördern sie die Entwicklung der Kinder zu eigenständigen, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten.

Fazit: Wald-Kita als Balance von Freiheit und Sicherheit

Eine Wald-Kita vereint das Beste aus zwei Welten: Sie bietet Freiheit und Abenteuer in der Natur, gleichzeitig aber auch klare Strukturen und Schutzmechanismen. Die Broschüre der DGUV „Information 202-074“ zeigt, dass Wald-Kitas mit einem gut ausgearbeiteten Sicherheits- und Gesundheitskonzept ein sicherer Raum für Kinder sind, in dem sie die Natur erleben und gleichzeitig sicher aufwachsen können. Erzieherinnen und Erzieher übernehmen eine entscheidende Rolle, da sie die Kinder anleiten, Verantwortung für sich selbst und ihre Umgebung zu übernehmen.

Für viele Eltern bleibt die Wald-Kita daher mehr als nur ein alternatives Betreuungskonzept. Sie ist eine wertvolle Bildungsstätte, die die kindliche Entwicklung fördert und das Bewusstsein für die Natur stärkt. Die Kinder wachsen nicht nur mit einem gesunden Immunsystem auf, sondern lernen schon früh, die Balance zwischen Freiheit und Verantwortung zu finden.